Frosch Frankreich hat sich aufgebläht
Und ruft Ihr Nachbarn, seht doch, seht! Ich bin - sans peur et sans reproche - Des Weltalls allerstärkster Frosch. Frosch Deutschland sagt mit Kennerblick: "Wie Du so krieg auch ich mich dick Und dicker noch, verlaß Dich drauf!" Und spricht's und bläht sich mächtig auf. Frosch Rußland sieht's und quäkt: "Wie? Was? Ich will nicht zweimal hören das. Paßt auf, wie ich mich aufbläh'n kann!" Und fängt, sich aufzublasen an. Und wie das Froschpaar so sich spreizt Da wird Frosch Deutschland sehr gereizt Und spricht: "Was redet Ihr Euch ein - Ich will und muß der Größte sein." So ward denn nun vor aller Welt Ein Wett-Aufblähen angestellt. Bis daß sie platzten. Von den Drei'n Wollt' es nun keiner gewesen sein!
Diese satirische Fabel, erschienen in den Berliner Wespen im Jahre 1875, karikiert den wachsenden Militarismus und die Großmachtbestrebungen der europäischen Nationen. Die drei Frösche - Frankreich, Deutschland und Russland - symbolisieren die zunehmenden Spannungen zwischen den Großmächten Europas.
Besonders bemerkenswert ist die prophetische Qualität dieser Satire, die bereits die gefährliche Dynamik des Wettrüstens vorausahnte, welche letztlich zum Ersten Weltkrieg führen sollte. Die Berliner Wespen bewiesen hier einmal mehr ihren scharfen politischen Instinkt.