Deutsche Wespen

Satirezeitschrift des Kaiserreichs - Anno 1868-1888

1813. 1863.

Gedicht 1813. 1863.

„Weit auf die Thore! Schmettert, ihr Fanfaren!“

(Die Erinnerung an die Befreiungskriege von 1813 und die Ablehnung russischer Herrschaft in Polen 1863)

Erschienen: 1868 in der Satirezeitschrift Berliner Wespen

Kontext: Das Gedicht „1813. 1863.“ erinnert an zwei bedeutende historische Ereignisse: die Befreiungskriege von 1813, als Deutschland gegen die napoleonische Herrschaft kämpfte, und die politische Situation 50 Jahre später im Jahr 1863, als Polen gegen die russische Besetzung und Unterdrückung kämpfte. Das Gedicht drückt die Ablehnung der Berliner Wespen gegenüber Russland aus und verurteilt die anhaltende Unterdrückung in Polen sowie die „Kozakenfreundschaft“, die in Deutschland teils verbreitet war. Diese Haltung entspricht der nationalen und antirussischen Strömung in Deutschland zu dieser Zeit.

Beschreibung des Gedichts:

Das Gedicht beginnt mit einer Feier der Freiheitskämpfer von 1813 und dem Einzug der „bärtigen Befreier“ aus dem Osten, als Verbündete gegen die Fremdherrschaft. Der zweite Teil hingegen klagt an, dass dieselben Verbündeten von damals nun als brutale Besatzer in Polen auftreten. Die Verse reflektieren die Enttäuschung über Russland, das einst als Befreier kam, aber nun als Unterdrücker agiert.

Text des Gedichts:

Weit auf die Thore! Schmettert, ihr Fanfaren!
Fliegt, Blumen, Kränze! — Tücher, weht, und Schleier!
Denn einzig'n heut die bärtigen Befreier:
Von Don und Ural der Kosaken Schaaren!

Und die wir so begrüßt vor fünfzig Jahren,
Heut halten sie wie hungertolle Geier
Auf Polen's Feldern wüste Leichenfeier,
Und Greul' und Schändlichkeit ist ihr Gebahren!

Du aber hebst, o Deutschland, rein die Hände
Vom Blut, das jene Bestien vergossen,
Denn die Kosakenfreundschaft nahm ein Ende.

Und Schande treffe jeden Deiner Sprossen,
Der schamlos und verrucht genug sich fände
Zu jenes Mordgesindels Bundesgenossen!

(Quelle: Berliner Wespen, 1868)

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